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Stehender Weiblicher Akt (Marianne) - Hubbuch, Karl |
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| Stehender Weiblicher Akt (Marianne)
Karl Hubbuch (1891 Karlsruhe – 1979 Karlsruhe)
Ausgeführt um 1929
Lithokreide und Aquarell auf bräunlichem Velin, an drei Stellen mit andersfarbigem Velin erweitert 71,5 x 38,5 cm (Gesamtgröße) Mit dem Nachlasstempel versehen
Provenienz: Nachlass des Künstlers; Galerie Michael Hasenclever, München; Deutsche Privatsammlung
Ausstellung: München, Galerie Michael Hasenclever, Karl Hubbuch. Frühe Zeichnungen, Druckgraphik, 30er Jahre Spätwerk, 7.4. – 16.5.1987, Nr. 72
Ende der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre entstehen überwiegend Zeichnungen, häufig großformatig, meistens Frauen, die er keck, provozierend und erotisch darstellt, was ihm 1935, als seine Kunst als „entartet" diffamiert und er mit Berufsverbot belegt wird, den Titel „Hurenmaler“ einbringt. Den Nazis fehlte jeder Sinn für Humor und fürs Hintergründige. Marianne Beffert, die ihm für die vorliegende Zeichnung Modell stand, war sicher keine Prostituierte. Hubbuch lernt sie um 1928/29 als 16- oder 17jährige im Schwimmbad in Rappenwörth kennen, macht sie zunächst zu seinem bevorzugten Modell und 1933, nach der Emigration seiner Frau Hilde in die USA, zu seiner Partnerin. Marianne verkörpert perfekt das neue Frauenideal: sportlich, kurzhaarig, selbstbewusst und mit ungezwungenem Körperbewusstsein. Parallel zu den Zeichnungen von ihr fertigt Hubbuch Fotoserien an, die sie im Schwimmbad oder, wie im vorliegenden Fall, als Akt im Atelier zeigen.
„Stehender weiblicher Akt" dürfte nach Fotos gezeichnet worden sein, die Marianne stehend, frontal von vorne oder hinten zeigen. Auf den Abzügen wird ihr Körper an Armen, Beinen und Kopf teilweise vom Bildrand überschnitten. Die vorliegende Zeichnung wurde zunächst ähnlich angelegt. Die Figur ist groß und raumfüllend in die Fläche gespannt. Auf Binnenmodellierung wird weitgehend verzichtet. Nur an Hüfte und Oberschenkeln ist die Kreide verrieben, wodurch Mariannes Rundungen plastisch zur Geltung kommen. Es spricht für Hubbuchs Experimentierfreude, dass er sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden gab, sondern am Kopf, ihrer rechten Hand und den Beinen drei Papierstücke ansetzte, auf denen er die Figur vervollständigte (siehe 2. Abb.). Später angeklebte Papiere sind bei Hubbuch öfter zu finden. Unserer Meinung nach wirkt die Zeichnung ohne die Ergänzungen in andersfarbigem Papier überzeugender.
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