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Die Wangerooge-Reise, 1914 (4 Aquarelle) - Modersohn, Otto |
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| Die Wangerooge-Reise, 1914 (4 Aquarelle)
Otto Modersohn (1865 Soest - 1943 Rotenburg / Wümme)
STRANDWANDERER AUF WANGEROOGE Aquarell auf Papier, 24,7 x 33,7 cm Signiert rechts unten: O Modersohn und datiert links unten: VII 14 Wangeroog
SONNIGE DÜNEN AUF WANGEROOGE Aquarell auf Papier, 24,7 x 33,6 cm Signiert und datiert links unten: O Modersohn VII 14, verso bezeichnet: Nr. 11 Sonnige Dünen Wangerooge
BLICK AUFS MEER Aquarell auf Papier, 18,5 x 27,8 cm Datiert links unten: VII 14, signiert rechts unten: O Modersohn, verso bezeichnet: (18) Blick aufs Meer
ABEND AM STRAND VON WANGEROOGE Aquarell auf Papier, 18,5 x 27,7 cm Signiert und datiert links unten: VII 14 O Modersohn, verso nummeriert: 19.)
Provenienz: Nachlass Otto Modersohn, Louise Modersohn-Breling Christian Modersohn; Anette Frank
Ausstellung: Worpswede, Galerie Cohrs-Zirus, August 2004
Expertise von Rainer Noeres, Otto Modersohn Museum, Fischerhude, 8.3.2016
Der Spion (Reisetagebuch) 9.-21. Juli [1914] Wangerooge mit Lolo (Louise Modersohn-Breling), Elsbeth, Tille (die Töchter), Ulrich (der erste Sohn) und Frl. Claus.
Wir fuhren per Dampfer nach Bremerhaven, diese Fahrt war schon ein Genuss, als wir aufs Meer herauskamen, wuchs die Freude allerseits. Mit der Inselbahn fuhren wir nach dem Westturm, dem prächtigen Zeugen der Vergangenheit am schäumenden Meere. Mutter Becker, Milly und die Kinder erwarteten uns. Wir wohnten neben einander. Die Tage taten uns sehr wohl. Köstlich war das Gefühl, wenn wir am sonnigen Morgen am Strande gingen, die Wogen heranrauschten, die silbernen Möven und Seeschwalben über uns in der blauen Luft. Mittags war meist große Baderei. Lolo und die gut gewachsene Frl. Claus machten sich als Badenixen famos; Mutter Becker, Milly und 2 Mägde badeten natürlich auch. Der kleine Ulrich sollte auch ein Bad nehmen, das bekam ihm aber schlecht, er erkrankte heftig, der Arzt musste kommen und wir waren einige Tage in Sorge.
Ich malte eine Reihe Aquarelle und diese Tätigkeit brachte mich in den Verdacht der Spionage. Eines Abends waren Louise und ich in den Dünen gewandert, da sahen wir von dem benachbarten Fort einen Marineartilleristen in weißer Uniform auf uns zukommen. Beim Abendbrot war uns schon aufgefallen, dass mehrere Posten um unsere Veranda, worin wir aßen, strichen. Sie hatten gewartet, bis wir herausgingen.
Der Posten redete uns an mit den Worten: „Was machen Sie hier?“Ich erwiderte: “Ich sitze hier und meine Frauschaft dort.“ Er antwortete darauf „das ist höchst verdächtig, so schätzt man Entfernungen ab.“ In wenigen Minuten legte er seine mächtige Pratze auf meine Schulter und erklärte mich für verhaftet. Er pfiff einem zweiten, der spornstreichs heraneilte und fort ging‘s unter ihrer Bedeckung zum Dorfe. Auf dem Wege trafen wir einen Unteroffizier, der von unserem Gastwirt schon aufgeklärt war und uns alsbald wieder frei ließ. Freilich wurde unsere Post noch kontrolliert. Mutter Becker amüsierte sich rasend über die Geschichte und ulkte einige Marineoffiziere an. Die Luft war so unheilschwanger, dass ich am nächsten Tage schon wieder verhaftet wurde zum Gaudium von Louise und Frl. Claus und 2 Bremer Damen die in unserem Hotel wohnten. Ein anderer Posten rief dem, der mich abführen wollte, zu: “das ist nicht der richtige, den haben wir gestern schon geholt.“ Man fahndete auf einen russischen Spion; ich mochte mit meiner großen schwarzen Hornbrille und mit meiner gelben Mütze den Leuten merkwürdig genug erscheinen. - Schließlich bekam ich vom Kommandanten einen Ausweis, aber mir war die Lust vergangen; wir fuhren heim; Tille sollte noch da bleiben, aber sie war auf keine Weise dazu zu bewegen. (die Schwester von Edmund Schaefer war mit ihrer Tochter auch gekommen.) Wir fuhren über Karolinensiel über Land zurück. Das war gut für uns, denn einige Tage später brach der große Krieg aus und alles musste sofort die Insel verlassen, so wurde die Abreise für Milly mit ihren Kindern sehr beschwerlich.
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